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Fachpressetag 2021 (RPS): Mit Service und Digitalisierung im Aufwind

Leinfelden-Echterdingen - (rp) Die vor einem Jahr abgegebene Prognose, dass es 2020 zu einem weltweiten Konjunktureinbruch kommt, war ein „Volltreffer“. Darauf wies Dr. Eckhard Keill während des 15. Internationalen Roto Fachpressetages hin, betonte aber gleichzeitig, dass „ich gerne danebengelegen hätte“. Hauptverursacher der überwiegend negativen Entwicklung sei die Pandemie, die nach Aussage des Vorstandes der Roto Frank Holding AG aktuell wieder „zuschlägt“ und damit die auf anderen Krisenherden beruhenden Schäden potenziere. Der international operierende Bauzulieferer habe in dem „globalen Corona-Taumel“ stark performt, Umsatz und Ertrag gesteigert und letztlich alle Ziele erreicht. Auch 2021 will die Gruppe „ambitionierte Pläne“ realisieren.

Velbert / Düsseldorf - Roto Professional Service setzt Wachstumskurs fort / Auch 2021 starkes Umsatzplus / Mehrere Erfolgsfaktoren / Effiziente Diversifizierungs-Strategie / Veränderter Produktmix durch unterschiedliche Marktentwicklung / Einbruchschutzgeschäft bricht ein – Servicesegment expandiert / Inspirierendes Original / Partner-Netzwerk weiter ausgebaut / Flächendeckung fast erreicht / Neues „Service Friends“-Mitglied in Ostdeutschland / Kundenorientierte Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern / Digitaler Wartungsprozess / Immobilienverwalter loben B2B-Kooperation

Artikulierte Qualitätszweifel

In seinem Statement ging Keill zunächst auf einige Punkte ein, die beim Thema „Wirtschaft und Corona“ in der öffentlichen Diskussion bisher keine große Rolle spielten. So bezeichnete er es als „ernüchternd“, dass mehr oder minder erhebliche Freihandelsbegrenzungen durch anhaltende Sanktionen (USA/China, EU/Russland etc.) selbst jetzt noch „funktionieren“. Zumindest auf diesem Feld lasse die Politik „Vernunft und Lernfähigkeit vermissen“. Die häufige Missachtung marktwirtschaftlicher Prinzipien sei gerade in Covid-19-Zeiten fatal.

Der Holding-Vorstand erneuerte außerdem seine Kritik an der Qualität vieler Wirtschaftsforschungs-Institute. Sie befänden sich wieder einmal im „permanenten Korrekturmodus“ und trügen damit nur zur Verunsicherung bei. Während die Prognosen unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie quasi „Weltuntergangsstimmung“ verbreiteten, sei heute davon keine Rede mehr. Stattdessen dominiere bei den Vorhersagen nun das Motto „Es kommt doch nicht so schlimm“. Als fundierte Orientierungshilfe für unternehmerische Strategien und Entscheidungen taugten derart schnell wechselnde „Experten-Voten“ jedenfalls kaum oder gar nicht. Auch die oft vertretene Meinung, dass sich die Arbeitswelt nach Corona grundlegend ändert, sieht Keill skeptisch: „Ich erwarte keine Revolution, sondern höchstens eine Evolution.“

Ein ganz spezieller Covid-19-Effekt betreffe die Fensterbranche direkt. Danach beeindruckt die deutsche Öffnungs- und Lüftungskultur Medien und Menschen weltweit. So habe sich die Berlin-Korrespondentin des renommierten britischen „The Guardian“ kürzlich in einem Artikel ausführlich mit „German windows“ befasst. Eine Amerikanerin wiederum zeigte sich in einem über fünfminütigen Youtube-Video begeistert: „The concept of Fenster kippen was completely unknown to me.“ Die neue Aufmerksamkeit könne den Stellenwert des Fensters in der Post-Corona-Ära dauerhaft erhöhen.

Chance mit „Corona-Vorbehalt“

Die von der Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Turbulenzen hätten natürlich auch die für Roto relevanten Märkte bzw. Regionen nicht verschont und dort per saldo für eine sehr heterogene Entwicklung gesorgt. Insofern wäre eine spürbare Abschwächung des eigenen Geschäftes keine Überraschung gewesen. Die Betrachtung auf Gruppenebene zeige jedoch per 30. September 2020 das Gegenteil. Zum Stichtag lag der Gesamtumsatz, wie es hieß, mit 511,8 Mio. Euro (nach 509,4 Mio. Euro) sogar über der entsprechenden Vorjahresmarke. Darin schlage sich die spezifische Entwicklung der drei Divisionen nieder. Während die Fenster- und Türtechnologie (FTT) das Vergleichsniveau von 2019 knapp verfehlte, weise die Dachsystem-Technologie (DST) ein deutliches Wachstum aus. Professional Service (RPS) als Spezialist für die umfassende Nachversorgung von Fenstern und Türen verzeichne ein zweistelliges Plus.

Die Einschätzung, dass es im vierten Quartal wie in den Vorjahren zu keinen wesentlichen Verschiebungen kommt, stehe natürlich unter dem „Corona-Vorbehalt“. Bleibe es an dieser Front relativ ruhig, rechnet Keill für 2020 insgesamt mit einem Gruppenumsatz von 675 Mio. Euro „+ X“ (nach 668 Mio. Euro). Es gebe also die Chance auf einen nominalen Anstieg um knapp 2 %.

Die Relation zwischen Auslands- und Inlandsgeschäft halte sich in der Gruppe bei rund zwei Drittel zu ein Drittel. Tendenziell leicht rückläufig sei die Mitarbeiterzahl, die aktuell weltweit ca. 4.800 betrage. Das 2020 gezielt fortgeführte Investitionsprogramm bewege sich auf einem der „Situation angepassten Niveau“ und konzentriere sich vorrangig auf Ersatzbeschaffungen und Digitalisierung.

Sicherheit für Marktpartner

Einen „positiven Trend“ meldete Keill bei der Ertragsseite. Das Gruppenergebnis sei u. a. dank eines effizienten Ressourcen- und Kostenmanagements spürbar gestiegen. Der Holding-Vorstand hob ferner die Ertragsrelevanz der trotz Corona in jeder Phase uneingeschränkten Lieferfähigkeit hervor, die für einen konkreten Wettbewerbsvorsprung gesorgt habe. Die weitere Stärkung der ohnehin hohen Eigenkapitalquote unterstreiche die wirtschaftliche Stabilität, die gerade in Krisenzeiten einen wichtigen Sicherheitsfaktor für die Marktpartner darstelle.

Die 2019 vollzogene Trennung in eine Holdinggesellschaft und drei Divisions-Unternehmen „hat sich bestens bewährt“, berichtete Keill ergänzend. Die mit dem Schritt verbundenen Ziele könne man bereits als erreicht abhaken. Es sei gelungen, Komplexität zu reduzieren, mehr Transparenz zu schaffen sowie Prozesse zu beschleunigen. Im Übrigen halte es Roto in der Praxis weiter mit der Devise „Dem ständigen Wandel zu entsprechen, heißt, sich täglich zu verbessern.“

Als klares Bekenntnis zum Unternehmen wertete Keill die künftige direkte Mitwirkung der Eigentümerfamilien in den Aufsichtsgremien einzelner Gesellschaften. Wie gemeldet, sind in den jeweiligen Holding-, FTT- und DST-Organen insgesamt vier Personen aus den Familien vertreten. Das sei ein wichtiges Identifikationssignal.

Mit dem Abschneiden der Roto-Gruppe in dem „extremen Corona-Jahr“ ist Keill rundum zufrieden: „Wir konnten alles umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten.“ Im Einzelnen sei es gelungen, sich oft dem allgemeinen Negativtrend zu entziehen, eine positive Firmenkonjunktur zu realisieren, voraussichtlich ein Umsatzwachstum zu erzielen sowie die Ertragskraft zu verbessern. Damit gehe man gestärkt in ein „vermutlich genauso schwieriges 2021“.

Flexibilität und Kontinuität

In seinem generellen Ausblick beschrieb Keill während des erstmals digital durchgeführten Fachpressetages zwei Szenarien. Bei der positiven Variante entspannt sich die Covid-19-Situation nachhaltig, sodass sich die Märkte weltweit schneller als erwartet erholen. Außerdem nimmt die Renovierungsintensität zu. Im negativen Szenario sorgt ein zweiter weltweiter Lockdown für einen wirtschaftlichen Kollaps mit der Folge, dass die Märkte nochmals einbrechen. Hinzu kommen neue Finanz- und Währungskrisen. Da beide Möglichkeiten gegenwärtig nicht auszuschließen seien, fehle die Basis für eine belastbare Prognose.

Egal, wie die Entwicklung letztlich verlaufe: Roto werde sich der jeweiligen Situation zwar wie bisher flexibel anpassen, jedoch keine Abstriche von dem eingeschlagenen Kurs und der bewährten Kundennutzen-Strategie machen. Daher gelte es in allen drei Divisionen, konsequent auf die eigene Leistungsstärke und die Wirksamkeit schneller, schlanker und effizienter Prozesse zu setzen.

Was die Roto-Gruppe 2021 konkret erreichen will, erfuhren die aus 14 Ländern zugeschalteten rund 70 Journalisten ebenfalls. Die Inhalte des „Vier-Punkte-Planes“: Erneut besser als die Märkte abschneiden, weiter „Best-Performer“ bei der Erfüllung der Kundenbedürfnisse sein, beim Umsatz wieder einen „Tick“ zulegen und die erarbeitete Ertragskraft zumindest festigen. Dazu Keill: „Wir stellen uns gerne ambitionierten Herausforderungen.“

Natürlich wurde das RPS-Geschäft auch 2021 von der Pandemie beeinflusst, erklärte Faden. Als eine Parallele zum Vorjahr nannte er den Wegfall faktisch aller Verbrauchermessen. Ähnliches treffe – bei unterschiedlicher regionaler Praxis – auf die polizeiliche Einbruchschutz-Beratung zu. Die für den gewerblichen Sektor wichtigen Eigentümerversammlungen seien eher die Ausnahme gewesen. Letztlich müsse man auch die für die Partnerfirmen sehr belastenden Material- und Lieferengpässe mit den damit verbundenen deutlichen Preiserhöhungen als wesentlich Corona-bedingt bezeichnen. Positiv seien dagegen die kaum noch vorhandenen Kontaktängste der Endkunden.

Das sicherheitstechnische (Reparatur-)Geschäft nannte Faden „gegenwärtig desolat“. Vor dem Hintergrund der in Deutschland seit 2015 um 55 Prozent gesunkenen Deliktzahlen und des analog schwachen öffentlichen bzw. medialen Interesses seien Motivation und Investitionsbereitschaft der Bevölkerung nur noch gering ausgeprägt. Daran könne selbst die staatliche Förderung wenig bis nichts ändern. Trotzdem bleibe das Thema gerade unter Präventionsaspekten in hohem Maße relevant. RPS jedenfalls werde sich weiter aktiv darum kümmern. Dabei verfüge man u. a. mit dem Nachrüstbeschlag „PM 12/16-VdS“ als bisher einziger Dienstleister über eine VdS-Zertifizierung.

Original als Ideengeber

In dieser Phase zeige sich einmal mehr die Effizienz der Diversifizierungs-Strategie. Sie gleiche die temporären Einbußen im Einbruchschutz- und Sanierungsgeschäft nicht nur aus, sondern sorge sogar insgesamt für ein ungeschmälertes Wachstum. 2021 werde das durch den großen Nachfrageanstieg im Servicesegment ermöglicht, das gegenwärtig das umsatzstärkste Geschäftsfeld sei. Dazu trage der gemeinsam mit der Roto-Division Dachsystem-Technologie (DST) seit 2020 sukzessive auf- und ausgebaute „Rundum-Service für Dachfenster“ spürbar bei. Alle „Service Friends“-Betriebe sind laut Faden in der Lage, das entsprechende Leistungspaket von Reparatur- bis zu Wartungsarbeiten herstellerunabhängig kompetent zu erledigen.

Im Übrigen erwiesen sich die ungebrochene Wachstumsdynamik und die volle Marktakzeptanz des Konzeptes offenbar als „inspirierend“. Das lasse sich zumindest aus den jüngsten Versuchen einiger Beschlaghersteller ableiten, ähnliche Dienstleistungsmodelle zu etablieren. Wie schon in der Vergangenheit fungiere Roto gerne als Ideengeber und freue sich auf den neuen Wettbewerb. „Für uns als Original ist das Bestätigung und Ansporn zugleich“, betonte der RPS-Chef vor rund 75 anwesenden bzw. zugeschalteten Journalisten.

Ein „klares Differenzierungsmerkmal“ sei u. a. das engmaschige Netz qualifizierter und erfahrener Partnerbetriebe. Das Ziel einer flächendeckenden Präsenz in deutschen Ballungsregionen habe man inzwischen fast erreicht. Den Angaben zufolge gehören dem Verbund mittlerweile 8 Firmen an 11 Standorten in Deutschland und der Schweiz an. Als neues Mitglied betreue seit März 2021 das Unternehmen SecuTecc mit 6 Mitarbeitenden den Großraum Halle-Leipzig-Dresden. Aufgrund der regen Bautätigkeit in Ostdeutschland stuft Faden den zentral gelegenen Fachbetrieb als „strategisch wichtige Verstärkung“ ein.

Somit gebe es nur noch in der Region Hamburg eine Vakanz. Um sie zu füllen, stünden mehrere Optionen zur Wahl. Der RPS-Geschäftsführer ist optimistisch, im Jahr 2022 Vollzug melden zu können.

Was Immobilienverwalter erwarten

Generell sorge das speziell im Servicesektor zunehmend kleinteilige Geschäft für besondere ökonomische, administrative und logistische Herausforderungen. Das gelte für sämtliche Prozessstufen. Daher sei der bereits eingeschlagene Digitalisierungsweg auch hier ohne Alternative, denn „wir wollen unsere kundenorientierte Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern“. Als ein Beispiel dafür nannte Faden die erheblich steigende Nachfrage nach professioneller Fenster- und Türenwartung.

In einem Videobeitrag schilderte Martin Kaßler, Geschäftsführer des Verbandes der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV), die entsprechenden Wünsche seiner über 3.400 Mitgliedsfirmen. Sie betreuen, wie es hieß, bundesweit etwa 7,6 Mio. Wohnungen treuhänderisch. Die seit mehreren Jahren gut funktionierende Zusammenarbeit mit Roto Professional Service sei schon deshalb wichtig, weil rund 60 Prozent des Gebäudebestandes in Deutschland aus der Zeit vor der ersten Wärmeschutzverordnung stammten. Das erhöhe u. a. den Verschleiß von Fenstern und Türen. Sowohl für ihren Austausch als auch für ihre regelmäßige Wartung bedürfe es der fachmännischen Begleitung durch professionelle Partner.

An die Durchführung der Dienstleistungen knüpften die Immobilienverwalter aber konkrete Vorstellungen. Im Einzelnen listete Kaßler auf: Terminvereinbarungen auch direkt mit dem Mieter, Bestätigung der Abnahme der Arbeiten durch den Mieter, Einhaltung der DSGVO, umfangreiche Wartungs-Dokumentation zur Sicherung der Gewährleistungsansprüche sowie wettbewerbsfähige Preise. Um all das in der Praxis zu realisieren und den Service stetig im Sinne der Verwalter zu optimieren, setzt der VDIV-Geschäftsführer weiter auf den engen Dialog mit den RPS-Spezialisten. Insgesamt könne man sich derzeit „keinen besseren Partner“ vorstellen.

Abschließend präsentierte Faden online den digitalen Ablauf eines Wartungsprozesses im Objektgeschäft. Er umfasse die dafür notwendigen Stationen von der Terminabstimmung bis zur Dokumentations-Übergabe. Das Programm werde von allen Partnerbetrieben einheitlich genutzt. Das Resümee des Referenten: „Auch Digitalisierung ist ein Wachstumstreiber.“