11.11.2021

Fachpressetag 2021: Roto wächst und lässt nicht locker

Roto-Gruppe übertrifft Erwartungen / Rekordjahr möglich / Bauzulieferer legt 2021 bei Umsatz und Ertrag kräftig zu / Gute Lieferperformance sichert positive Entwicklung / Wirtschaftsaufschwung mit Wermutstropfen / Anspruchsvolles Umfeld für 2022 / Pandemie und andere Unwägbarkeiten / Lieferkettengesetz verschärft Beschaffungsprobleme / Ampel-Koalition „faire Chance geben“ / Abbau überhöhter Lagerbestände reduziert Marktvolumen / Herausforderung „Nachhaltigkeit“ / Durch Leistungsstärke weiter auf Erfolgskurs / 75 Journalistinnen und Journalisten aus 15 Ländern bei Hybrid-Veranstaltung

Roto wächst und lässt nicht locker

Velbert/Düsseldorf - „Wir haben zu tief gestapelt.“ So lapidar kommentierte Dr. Eckhard Keill Mitte November die Entwicklung 2021 der Roto-Gruppe. Sie übertraf stattdessen alle Erwartungen und könnte noch als Rekordjahr in die Chronik des Bauzulieferers eingehen, erklärte der Vorstand der Roto Frank Holding AG während des 16. Internationalen Fachpressetages in Düsseldorf. Das sei umso bemerkenswerter, als man sich nach wie vor in instabilen Zeiten bewege. Der Global Player habe seinen Kunden weltweit u. a. die für sie aktuell wichtigste Industrieleistung geboten: eine gute Lieferperformance. Obwohl die Marktperspektiven für 2022 „keineswegs lupenrein sind“, will die Gruppe ihren Wachstumskurs beibehalten.

Zu bescheiden

Bei den zwei vor einem Jahr für 2021 aufgestellten Szenarien neigte sich die Waage tendenziell zur positiven Variante, konstatierte der Roto-Chef. Die mehr oder minder stark ausgeprägte Erholung der Weltwirtschaft belebte danach mehrheitlich auch die Baukonjunktur. Dennoch gebe es diverse Wermutstropfen. So fehle es an einer grundlegenden Entspannung der Pandemie-Situation nach wie vor ebenso wie an Aufbruchsignalen auf geopolitischer Ebene. Hinzu komme die wesentlich auf den Corona-Folgen beruhende internationale Material-, Rohstoff- und Logistikkrise mit drastischen Preiserhöhungen. Sie bremse erkennbar den wirtschaftlichen Aufschwung.

In diesem Kontext erinnerte Keill an die Ende 2020 formulierten Roto-Ziele für 2021. Im Einzelnen strebte die Gruppe an, erneut besser als die Märkte abzuschneiden, weiter „Best-Performer“ bei der Erfüllung der Kundenanforderungen zu sein, beim Umsatz wieder einen „Tick“ zuzulegen und die gesteigerte Ertragskraft wenigstens zu festigen. Heute wisse man: „Das war zu bescheiden.“

Nachlassende Dynamik

Die in ihrer Dimension nicht zu erwartende Aufwärtsentwicklung schlage sich per Ende September 2021 im Gruppen-Gesamtumsatz signifikant nieder. Er habe sich um ein Fünftel (20,6 %) von 511,8 Mio. Euro auf 617,1 Mio. Euro erhöht. Mit jeweils zweistelligen Steigerungsraten seien die Divisionen Fenster- und Türtechnologie (FTT), Dachsystem-Technologie (DST) und Professional Service (RPS) fast im Gleichschritt gewachsen.

Bis zum Jahresende werde die außergewöhnliche Dynamik jedoch vermutlich etwas abflauen. Zum einen sei das 4. Quartal 2020 besonders gut verlaufen. Zum anderen gelte es, den seit Monaten großen Lageraufbau bei den Marktpartnern infolge der Rohstoff- und Materialkrise zu berücksichtigen. Diese Vorzieheffekte könnten sich im Schlussquartal bemerkbar machen. Trotzdem rechnet Keill für 2021 insgesamt mit einem Gruppenumsatz von rund 800 Mio. Euro (nach 686 Mio. Euro), der damit so hoch wäre wie noch nie in der Firmengeschichte. Dabei bleibe die fast schon traditionelle Umsatzrelation „Ausland/Inland“ mit zwei Drittel zu ein Drittel erneut stabil.

Mit ca. 4.800 sei auch die Zahl der weltweit tätigen Mitarbeitenden konstant. Das Investitionsvolumen liege unter Budget, da Corona-bedingte Einschränkungen die Realisierung von geplanten Projekten verhinderten. Das könne 2022 bei einem ansonsten wieder normalisierten Programm zu Nachholeffekten führen.

„Väter des Erfolgs“

Mit Blick auf die Ertragssituation berichtete der Holding-Vorstand per Ende September über ein „besonders erfreuliches Zwischenresultat“. Gegenüber der entsprechenden Vorjahres-Periode habe sich das Gruppenergebnis deutlich erhöht. Ähnlich wie beim Umsatz zeichne sich aber auch hier ein schwächeres 4. Quartal ab. Gründe dafür seien der starke Referenzzeitraum 2020, die Rückkehr zur Kostennormalität z. B. durch den Wegfall Pandemie-bedingter Einsparungen sowie vor allem die bisher nicht mögliche volle Kompensation der extrem gestiegenen Materialpreise. Unter dem Strich könne 2021 dennoch ein „sehr gutes Ertragsjahr“ werden. Es verbessere die ohnehin große wirtschaftliche Stabilität weiter erheblich und biete den Marktpartnern damit ein entscheidungsrelevantes Sicherheitsplus.

Die Roto-Gruppe hat ihre Ziele 2021 insgesamt klar übertroffen und damit ein „eindrucksvolles Zeichen gesetzt“, fasste Keill zusammen. Konkrete Merkmale seien ein voraussichtlicher Umsatzrekord, ein kräftiger Ertragsschub und gestärkte Marktpositionen. Als „Väter des Erfolgs“ hob der Vorstand die hohe Lieferfähigkeit sowie die konsequente Kundennutzenstrategie bei Produkten und Services hervor.

Ergänzend wies er auf ein neues Engagement der Eigentümer-Familien hin. Die von ihnen Anfang 2021 gegründete Wilhelm Frank Stiftung wolle den interkulturellen Austausch, Wissenschaft und Forschung fördern. Der Wettbewerb „Offene Fenster – Was Fenster über mein Land erzählen“ als erstes Projekt der Initiative sei inzwischen abgeschlossen und auf eine rege internationale Resonanz gestoßen.

Koalition mit „Patchwork-Charakter“

In seinem generellen Ausblick widmete sich Keill während des als Hybrid-Veranstaltung durchgeführten Fachpressetages einigen Rahmenbedingungen und ihren Einflüssen auf die Wirtschafts- und Marktentwicklung 2022. Die Politik forderte er auf, „Probleme zu lösen und keine neuen zu schaffen“. Letzteres sei indes häufig genug der Fall. So kritisierte er das noch von der alten Bundesregierung verabschiedete Lieferkettengesetz. Während man einerseits über große Versorgungsschwierigkeiten diskutiere, mute sich Deutschland als einziges EU-Mitglied eine weitere staatliche Regulierung zu. Jedem müsse bewusst sein, dass sie neben ihren wettbewerbsverzerrenden Elementen am Ende das Beschaffungsthema nochmals verschärfe.

In Deutschland sei die Bildung einer „Ampel-Koalition“ gegenwärtig „wohl ohne Alternative“. Infolge der zum Teil sehr unterschiedlichen Prämissen der drei Parteien werde es jedoch schwierig, zu einer „gemeinsamen Erzählung“ zu kommen. Stattdessen dürfte das Bündnis eher „Patchwork-Charakter“ mit dem Fokus auf die jeweiligen Prestigeobjekte haben. Ungeachtet dessen müsse die neue Regierung schnell handlungsfähig werden. Keill plädierte dafür, ihr „eine faire Chance zu geben und sie erst einmal machen zu lassen“. Die Wirtschaft brauche klare An- und Aussagen selbst dann, wenn sie etwa beim Klimaschutz in der Sache überzogen seien. Außerdem fehle seit langer Zeit ein öffentlicher Diskurs über wirtschaftliche Themen und Konzepte. Dafür eigneten sich z. B. die Gutachten des seit fast 60 Jahren gesetzlich etablierten Sachverständigenrates. Die Regierung solle die Analysen und Prognosen der „5 Wirtschaftsweisen“ wieder lesen und zur Diskussion stellen.

Die globale Pandemie bleibe auch 2022 ein wichtiger, aber unkalkulierbarer Einflussfaktor. Die Materialkrise dürfte sich nach Meinung von Roto sukzessive entspannen, so dass sich die Situation auf der Verfügbarkeits- und Preisebene bis zur Jahresmitte wahrscheinlich beruhige. Eine Fortsetzung der weltweiten Bau-Sonderkonjunktur sei trotz überwiegend guter Vorhersagen nicht gesichert. Im günstigen Fall komme es zu einem stabilen bis leicht wachsenden Endverbrauchermarkt. Die Frage, ob und wie die Investitionsbereitschaft des privaten Publikums unter den aktuell explodierenden Baukosten leide, stelle noch eine Unbekannte dar. Das Ende der „Pipeline-Phase“ und damit der Abbau überhöhter, nicht bedarfsgerechter Lagerbestände bei Handel und Handwerk ließen das Gesamtvolumen in den Roto-Märkten möglicherweise um bis zu 5 % sinken.

Strategisch und operativ gut gerüstet

Neben dem Dauerthema „Digitalisierung“ gehöre Nachhaltigkeit zu den künftigen Arbeitsschwerpunkten der Holding und ihrer Divisionen. Hier gehe es um komplexe Herausforderungen für Unternehmen mit der Verpflichtung zu detaillierten Berichterstattungen. Auf der Basis erheblich erweiterter Inhalte entwickele sich Nachhaltigkeit vom reinen, eher unverbindlichen „Hygienefaktor“ zum „knallharten“ Ausschlusskriterium etwa bei Finanzierungskonzepten. Die EU-Kommission strebe bis 2023 ein einheitliches Regelwerk an, dessen nationale Umsetzung ab 2024 erfolgen solle. Keill machte deutlich, dass das auch viele Fenster- und Türenhersteller betreffe, denn nach aktueller Planung gelten die entsprechenden Richtlinien für alle Firmen mit mindestens 40 Mio. Euro Jahresumsatz und 250 Mitarbeitenden. Die ganze Branche sei daher gut beraten, sich mit dieser Materie intensiv zu befassen.

Die Roto-Gruppe müsse sich 2022 also einmal mehr in einem anspruchsvollen und von diversen Unwägbarkeiten geprägten Umfeld behaupten. Sie sei dafür strategisch und operativ gut gerüstet, wolle und werde sich auf den erreichten „Lorbeeren“ aber nicht ausruhen. Stattdessen könne es wie bisher nur darum gehen, flexibel und kundenorientiert zu agieren, stabil und verlässlich zu sein sowie Prozesse und Produkte weiter zu optimieren. Welche konkreten Ziele damit verbunden sind, machte Keill vor rund 75 anwesenden bzw. zugeschalteten Journalistinnen und Journalisten aus 15 Ländern an zwei Hauptparametern fest: „Wir wollen 2022 selbst auf dem jetzigen hohen Niveau nochmals ein deutliches Umsatzplus schaffen und unseren Wachstumskurs auch auf der Ertragsseite bestätigen.“

Map Locations

Roto Division FTT

      Roto Division DST